Wintersonnenwende: Wie du im tiefsten Winter Kraft aus der Natur und aus der Stille schöpfen kannst
Wenn der Dezember seinen dunkelsten Punkt erreicht, beginnt etwas ganz Leises, aber Entscheidendes: Das Licht kehrt langsam zurück. Gerade um die Wintersonnenwende herum haben viele Menschen das Bedürfnis, innezuhalten, tief durchzuatmen und nachzuspüren, was wirklich wichtig ist.

Die Wintersonnenwende ist der Zeitpunkt im Jahr, an dem die Nächte am längsten sind und die Tage am kürzesten. Danach werden die Tage Schritt für Schritt wieder heller. Symbolisch ist das eine wunderschöne Erinnerung daran, dass nach jeder Phase der Dunkelheit wieder ein neues Licht entsteht – im außen wie innen.

Viele Kulturen haben diese Zeit mit Festen, Ritualen und Symbolen des Lichts begleitet: Kerzen, Feuer, Tannengrün, immergrüne Zweige. Heute müssen wir nicht mehr um unser physisches Überleben fürchten, wenn es draußen dunkel und kalt ist, aber unser inneres Erleben kennt diese Übergänge immer noch:
- Zeiten, in denen wir müde und erschöpft sind
- Phasen, in denen wir uns zurückziehen möchten
- Momente, in denen wir spüren, dass Altes gehen darf und Neues noch keinen Namen hat
Die Wintersonnenwende ist ein stiller „Wendepunkt“, um all das bewusst wahrzunehmen – ohne Leistungsdruck, ohne „gute Vorsätze“-Stress, sondern mit einer freundlichen Haltung dir selbst gegenüber.
Naturerfahrung im Winter: Draußen sein, auch wenn es kalt ist
Viele verbinden Naturerfahrungen eher mit dem Frühling und dem Sommer: blühende Wiesen, wärmende Sonne, Vogelkonzerte. Doch auch der Winter hat eine ganz eigene, besondere Schönheit. Vielleicht kennst du das Gefühl, wenn du an einem frostigen Morgen aus der Haustür trittst und die Luft als klar und ruhig wahrnimmst – fast so, als halte alles für einen Moment den Atem an.

Hierzu noch ein paar Ideen, wie du die Natur im Winter und zur Wintersonnenwende bewusster erleben kannst:
1. Der stille Winterspaziergang
- Suche dir einen Ort, der für dich gut erreichbar ist:
einen Park, einen kleinen Wald, eine ruhige Seitenstraße oder deinen Lieblingsbaum in der Nähe. - Gehe langsam und bewusster, als gewohnt.
Stell dir vor, du würdest „zu Besuch“ in der Landschaft sein. - Richte deine Aufmerksamkeit nacheinander auf:
- die Geräusche (Wind, Vogelrufe)
- die Temperaturen auf der Haut (kalt im Gesicht, warm unter der Jacke)
- die Farben (Grautöne, dunkle Äste, vielleicht ein kräftiges Grün von Moos oder Tannennadeln)
- Nimm deinen Atem wahr, ohne ihn verändern zu wollen. Spüre einfach, wie er kommt und geht.

Du musst nichts „erleben“, nichts „spüren“, nichts „schaffen“. Der Spaziergang darf einfach nur ein ruhiger Moment sein, indem du da bist und die Natur da sein lässt.
2. Einen „Winterplatz“ zur Sonnenwende finden
Manchmal ist es auch schön, einen ganz bestimmten Platz zu haben, den du immer wieder aufsuchst:
- eine Bank im Park
- eine bestimmte Ecke am Kanal
- ein kleiner Innenhof oder Garten

Setz dich gerne warm eingepackt für ein paar Minuten dorthin. Du kannst dir vorstellen, dass du diesen Platz jedes Jahr zur Wintersonnenwende aufsuchst, wie einen guten alten Freund. Fast nebenbei entsteht so ein ganz persönliches Ritual.
Ein kleines Kerzenritual zur Wintersonnenwende
Du musst keine großen Rituale planen, um die Wintersonnenwende bewusst zu feiern. Oft reicht schon eine kleine Geste, die du mit Aufmerksamkeit gestaltest.


Hier ein Vorschlag, den du zu Hause umsetzen kannst:
- Bereite dir einen ruhigen Moment vor.
Vielleicht am Abend, wenn es dunkel ist und du ein paar Minuten ungestört bist. - Zünde eine Kerze an.
Stell sie bewusst hin – vielleicht auf die Fensterbank, einen Tisch oder einen kleinen Platz, den du schön gestaltest. - Blick auf das vergangene Jahr.
Schließe für einen Moment die Augen und frag dich:- Was war in diesem Jahr schwer für mich?
- Wovon möchte ich mich innerlich verabschieden?
Du kannst all das in Gedanken in die Dunkelheit legen.
- Blick auf das, was kommen darf.
Dann öffne die Augen und richte den Blick auf die Kerze:- Was darf in meinem Leben mehr Licht bekommen?
- Welche Qualitäten wünsche ich mir für das kommende Jahr (z. B. Ruhe, Vertrauen, Gesundheit, Freude)?
- Atme einige Male tief ein und aus.
Stell dir vor, mit jedem Einatmen nimmst du ein kleines bisschen mehr Licht und Wärme in dich auf.

Du brauchst dabei keine besonderen Formulierungen, kein besonderes Wissen. Entscheidend ist deine Haltung: ein freundlicher, liebevoller Moment nur für dich.
Ein ruhiger Übergang ins neue Jahr
Die Wintersonnenwende bedeutet nicht nur das Zurückkehren des Lichts in der Natur, sondern kann auch ein innerer Übergang sein: weg vom „Funktionieren“, hin zu mehr Spüren, Atmen und Dasein.
Du musst dafür nichts „Großes“ tun. Es reicht, wenn du dir kleine Inseln der Stille schenkst:
- ein langsamer Spaziergang im Winterlicht
- ein Kerzenmoment am Abend
- ein paar Minuten bewusster Atem oder eine Entspannungsübung
Vielleicht entdeckst du gerade in dieser stillen, dunklen Zeit, dass Ruhe nicht leer ist, sondern voller Möglichkeiten.
Ich wünsche dir eine schöne Adventszeit und eine lichtvolle Wintersonnenwende,
viel Wärme im Herzen – und kleine, liebevolle Momente mit dir, aber auch mit deiner Familie oder lieben Freunden.
Herzlich
Waltraud